Gold aus Sicht eines Aktieninvestors: Die Hausse hat gerade erst begonnen

  • Lange bevor ich Gold gekauft habe, war ich in Aktien investiert.
    Und lange bevor ich in Aktien investiert habe, habe ich gute Zeitungen gelesen.

    Das ganze gepaart mit einem Elefantengedächtnis bringt echten Nutzen: auch für den Goldmarkt.

    Wo fange ich an?

    Jeder, der noch nie die Memoiren von Börsen-Altmeister Kostolany gelesen hat oder die Bücher von Jim Rogers, dem sei das hier empfohlen.
    Kostolany war zwar aus verschiedenen Gründen ein Kind des Aktien- und Anleihe-Bullenmarkts und deswegen gegen Gold eingestellt, aber der langfristige Aspekt des Investierens und die zahlreichen Änderungen, die vielen Anekdoten bringen sehr viel.
    Immer wieder erklärte er mit netten Anekdoten, wie man sich vor den sogenannten Spezialisten schützen muss (die immer falsch liegen) und wie viel Geduld es braucht, bis das Ziel, auf dass man spekuliert hat, eintrifft.

    Wer mit der Masse geht, liegt falsch.
    Menschen neigen dazu, den aktuellen Status in die Unendlichkeit zu projizieren:
    Während der Krise sehen sie keine Hoffnung und glauben, dass das immer so bleibt. Während der Hausse kann sich niemand den nächsten Crash vorstellen.
    Wenn ein Asset hoch steht, muss man verkaufen. Wenn es niedrig bewertet wird, kaufen.

    Richtig groß gewinnen kann man nur, wenn man in völlig unterbewertete Assets einsteigt.

    Nur woran erkennt man die?

  • Nur woran erkennt man die?

    Jeder hat irgendwann man gelesen oder durchgerechnet, was man denn verdient hätte,
    wenn man kurz nach dem Börsengang Apple oder Microsoft gekauft hätte.
    Vergesst es: die Spannen sind so hoch, dass jeder, der beim Börsengang Aktien gekauft hätte, spätestens bei der Verzwanzigfachung seines Einsatzes wieder verkauft hätte.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei der Geburt von einer neuen Microsoft oder Apple mit dabei ist, ist nahezu Null. Ich hatte das mal bei Teleatlas geschafft, aber so eine Chance bekommt man nur alle 10 Jahre, vielleicht sogar nur einmal im Leben.
    Ich meine, dass man nicht nur als Glückritter einsteigt, sondern wirklich einen großen Trend sieht und versteht und eine Firma findet, die von diesem Trend profitieren wird. Das ist verdammt selten. Und dann mistraut man sich ein wenig und steigt nur mit kleinen Positionen ein.

    Wie kann man dann unterbewertete Assets finden?

    Da man kaum junge unterbewertete Unternehmen findet, muss man also alte und bewährte unterbewertete Unternehmen finden.
    Wenn ein grandioses Industrieunternehmen durch eine Krise am Boden liegt und die Aktie richtig tot aussieht. Ist das ein guter Einstieg?
    Es muss klar erkennbar sein, was die Kräfte sind, die dieses Unternehmen wieder nach oben bringen können.
    Polaroid hatte einen weltbekannten Markennamen und einen Marktanteil nahe 100% bei Sofortbildkameras, aber mit dem Aufkommen der Digitalkameras war das Unternehmen tot.
    (deswegen habe ich damals keine Polaroid Aktien gekauft)

  • Beim Chrysler fast-Bankrott in den 70ern setzte Kostolany auf den charismatischen neuen Chrysler Chef Lee Iacocca und erkennbar innovative Autos.
    Chrysler erholte sich und Kostolany vervielfachte seinen Einsatz.

    Diese Strategie funktioniert und ist viel leichter als das Finden einer neuen „Microsoft“.

    Ich habe Aktien der Schweizer Firma Sulzer gekauft. Ein High Tech Unternehmen, dass am Boden lag, nachdem es in den USA astronomische Schadenersatzzahlungen leisten musste.
    Sulzer hatte neben Turbinen, Erdölfördertechnik und allerlei High Tech auch eine Medizin-Sparte: die lieferte versehentlich 5000 künstliche Kniegelenke aus, in denen noch Spuren von Maschinenöl waren.
    D.h. bei 5000 Amis mussten die Kniegelenke ausgewechselt werden. Danach war Sulzer fast pleite.
    Das Unternehmen wurde aufgesplittet in Sulzer und Sulzer Medica. Beide Aktien lagen am Boden. Das Unternehmen lag wegen eines gigantischen Betriebsunfalls am Boden, nicht wegen mangelhaften Produkten oder einer toxischen Unternehmensführung.
    Ich hatte Sulzer gekauft, gewartet und verkauft, als sich mein Investment verdreifacht hat.

    Bei all diesen Investments kann es aber immer passieren, dass der Turn around Kandidat Pleite geht.

    Oder dass man in der Sache richtig lag, aber etwas ganz unvorhergesehenes passiert.

  • Während der 2002/2003er Krise war die französische Industrieperle Alstom fast Pleite.
    Ich wusste, dass der französische Staat diese Firma niemals Pleite gehen lassen wird und kaufte Aktien.
    Ich lag richtig. Allerdings wurde bei Alstom ein Kapitalschnitt durchgeführt: der französische Staat führte eine Kapitalerhöhung durch uns besaß 70% der neuen Aktien, der Anteil der Altaktionäre schmolz zusammen, mein Investment sank im Wert von 50%.


    Ich liquidierte die Position und kaufte lieber Tele Atlas nach, was sich als sehr klug erwies, da ich bei 2,50 einstieg und zwischen 22 und 28 euro verkaufte.


    Übrigens entwickelte sich auch die Alstom-Aktie sehr gut: hätte ich sie gehalten, hätte ich die Verluste ausgeglichen und noch einen ordentlichen Gewinn gemacht. Aber danach habe ich alle Aktien mit echter oder gefühlter Staatsnähe gemieden.


    Von daher verstehe ich Jim Rogers sehr gut, wenn er empfielt, in Roshtoffe zu investieren.


    Wenn man in Blei, Silber oder Getreide investiert, dann hat man keinen Ärger mit Gewerkschaften, Streiks, gefälschten Firmenbilanzen.
    Falls eine Goldmine bestreikt wird, dann kann der Kurs der Aktie sinken, obwohl der Goldpreis steigt. Gold dagegen liegt im Tresor und kann nicht streiken.


    Rohstoffhaussen dauern länger und sind nachhaltiger als Aktienhaussen.


    Um eine Blei-Lagerstätte zu finden braucht man Jahre, um eine Mine zu bauen und produktionsfähig zu machen, braucht man 5-8 Jahre.
    Selbst um eine verlassene Mine wieder in Gang zu bringen, braucht man meist 2 Jahre.


    Das heißt: wenn die Nachfrage nach Blei größer wird als das Angebot, dann steigt der Preis.
    Eine Aktiengesellschaft wird bei starker Nachfrage nach Aktien Kapitalerhöhungen durchführen oder Tochterfirmen an die Börse bringen (siehe T-Online).
    Neues Blei kann man aber nur auf den Markt bringen, wenn man es aus einer Mine holt.
    Und bis eine neue Mine Blei liefert, dauert es Jahre.


    Und bis irgendwann neues Blei auf dem Markt ist, haussiert das Blei.
    Deswegen sind Rohstoffhaussen noch nachhaltig.
    Das ist sehr gut bei Jim Rogers erklärt).

  • Wenn die Rohstoffpreise niedrig sind, investiert niemand in diesen Bereich, d.h. die Minenfirmen, die Blei und Kupfer fördern, investieren kein neues Geld, wenn die Preise für Blei und Kupfer im Keller sind.

    Im Aktienbereich ist ein Bullenmarkt sehr kurz. Bullenmärkte bei Rohstoffen können sehr lange dauern.

    DAS ist der Grund, weshalb man auch noch keine kalten Füße bekommen muss, wenn Bild in Silber macht und ein Gold-Report auf der Titelseite des Focus ist.
    Ich sagte vorhin, wie selten es ist, dass man als Aktionär einer neuen Microsoft mit dabei ist.
    Und dass es eine bessere Strategie ist, auf den Turn Around einer wirklich guten, aber in Schwierigkeiten geratetenen Firma zu setzen.

    Noch einfacher ist es, auf den Turn Around von Rohstoffen zu setzen.

    Im Aktienbereich kommen und gehen die Blue Chips.

    Das, was heute MAN oder Siemens waren, die Blue Chips - das waren vor 60 Jahren die Suez-Kanal-Gesellschaft und American Steel.

    Deren Abstieg kam nicht von heute auf morgen: man hatte genügend Zeit zu verkaufen.
    Aber auf einen Horizont ab 10 Jahren muss es nicht zwangläufig sein, dass Blue Chips auch Blue Chips bleiben.

    Rohstoff Blue Chips bleiben dagegen Blue Chips. Stahl ist Stahl: seine Rolle wandelt sich, es hat Konkurrenz durch Aluminium bekommen. Die Stahlkonzerne, die in den 20er oder 50er Jahren als Blue Chips galten, kennt man kaum noch. Aber Stahl ist nach wie vor (wieder) gefragt.

  • Bei den Rohstoffen gibt es natürlich neue Highflyer: Lithium, seltene Erden etc.

    Als Warren Buffet während des Dot Com Booms groß in Silber einstieg, dann sah er, dass Silber einfach lächerlich billig war und das es auf diesem Niveau nicht bleiben wird.
    Er sah bei Silber keinerlei monetäre Funktion,
    er sah schlicht, dass bei Silber Demand&Supply auseinanderklafften:
    Die Preise waren so niedrig, dass niemand weltweit auf die Idee kam, nach Silber zu suchen und neue Minen zu eröffnen. Gleichzeitig stieg aber der Verbrauch an Silber.

    Als Jim Roger vor ca. 10- 15 Jahren sein Buch „Investment Biker“ schrieb,
    befand sich Gold im Tal der Tränen.

    Er konnte zu Gold nicht viel sagen. Er konnte sich damals kein Szenario vorstellen, dass Gold pushen würde. Aber er meinte, dass Gold irgendwann wieder bessere Zeiten sehen wird. Ganz sicher. Heute gibt Jim Rogers Interviews und sagt, dass er nachkauft, wenn die Kurse niedrig sind.

    Vor 10 Jahren schrieb er in seinem Buch „Rohstoffe“ über Zucker, dass er derzeit noch nicht genau wüsste, ob Zucker von dem allgemeinen Rohstoffboom bei Blei, Öl und Kupfer profitieren könnte. Er meinte aber, dass es mit dem Teufel zugehen müsste, wenn Zucker der einzige Rohstoff sei, der von der kommenden Roshtoff Hausse nicht profitiert.

  • Vor ein paar Tagen habe ich in irgendeiner Zeitung die Schlagzeile gesehen „24 Jahreshoch bei Zucker“. Sein Gefühl hat ihn nicht getrogen.

    Zurück zum Gold.
    Der International Business Editor in Chief vom Telegraph sprach irgendwann im Frühsommer in einem Video-Interview auf Telegraph.co.uk über Gold.

    Er meinte: „it found its new role“.

    Der leise und fast schüchtern wirkende Redakteur fragte sich, ob der hohe Goldpreis der Rest einer alten “Manie” sei, (nämlich der Angst vor Bankencrash a la Lehman) oder der Beginn einer “neuen Manie”.
    Er sagte zwar nicht, worin er die neue Manie sah, aber es war klar, dass er von Inflation, Staatsbankrott und Zerstörung des Geldes sprach.

    Wo stehen wir beim Gold?

    Selbst Alt-Investor Jim Rogers sagt, dass er immer noch zu früh aussteigt.
    Bei einer Hausse entstehen Preise, die jenseits alles Vorstellbaren sind.
    Und irgendwann beginnen diejenigen, die wissen, dass die Hausse irgendwann ein Ende hat, zu verkaufen. Immer zu früh, auch Profis wie Jim Rogers.

    Manchmal gibt es Indikatoren: „wenn der letzte Bär umfällt, dann ist die Hausse zu Ende“.

    Stephen Roach gilt als Perma-Bär bei Aktien. Ende 2006 hörte er mit seinen Crash-Prophezeiungen auf und hielt eine längere Aktien-Hausse für möglich.
    Mitte 2006 gab es eine heftige Börsen-Korrektur (ich hatte gerade kurz vorher alle meine Aktien verkauft), bevor es dann eine Aktienhausse bis Mitte 2007 gab, bei der Bewertungen erzielt wurden, die schlichtweg unglaublich waren.

  • Auf den Goldmarkt übertragen, würde es bedeuten, dass der letzte Gold-Bär vielleicht Ben Bernenke oder Trichet oder der Bundesfinanzminister ist: wenn diese Männer Gold als ultimatives Zahlungsmittel sehen, dann steht die Hausse kurz vor ihrem Ende.

    Ein anderer Indikator: die eigene Bank. Ich habe Anfang 2006 einen Anruf von meiner Bank bekommen, ob ich nicht in Aktienfonds investieren möchte: das war für mich das Signal, Positionen abzubauen.
    Ganz ehrlich? Wurde irgendjemand schon mal von seiner Bank angerufen, ob er nicht Gold kaufen will? (Klar, irgendwelche Fonds haben eine höhere Provision als Gold. Aber bei einer richtigen Hausse werden auch Banken versuchen, irgendwelche Gold-Fonds in Massen zu bauen und zu verkaufen.)

    Wo stehen wir im Goldmarkt ?

    Ja, der Goldpreis hat sich seit 2001 in Dollar vervierfacht. Hätte es nicht massive Golddrückung gegeben, hätte er sich wohl verfünffacht oder versechsfacht. Aber anhand der niedrigeren Steigerungen von Gold in Euro und Schweizer Franken kann man erkennen, dass der Dollar schlichtweg durch Inflation Wert verloren hat. Auch der Euro hat durch Inflation heftig verloren. Inflationsbereinigt hat sich der Goldpreis seit 2001 also gerade verdoppelt, vielleicht auch ein wenig mehr als verdoppelt.

    Die „erste Manie“ ist im Prinzip abgefrühstückt.
    Lehman ist bankrott, die anderen Banken wurden mit Bailouts gerettet.

    Aber die nächste Manie ist weit größer.

    Wir reden über Staatsbankrotte, Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften, letztlich sogar Bürgerkriege und Kriege um Resourcen.

  • Im letzten „Focus“ wurde Gold nicht als Investment empfohlen, sondern als Versicherung. Als Versicherung gegen einen Extremfall.

    Entscheidend für die Nachfrage nach Gold ist also nicht, ob Staatsbankrotte, Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften, Inflation oder deflationärer Crash kommen, sondern ob Menschen davor Angst haben – und eine „Versicherung“ abschließen.

    Nicht jeder, der eine Insassenunfallversicherung abschließt, sieht sich schon im Vorhof der Hölle, auf einer Intensivstation umgeben von lebenserhaltenden Systemen.

    Und nicht jeder, der 5% seines Vermögens in Gold diversifiziert, sieht Staatsbankrott und Inflationsgefahr in den gleichen bedrohlichen Farben wie Herr Eichelburg.

    Aber jeder, der diversifiziert, verändert den Goldmarkt.

    Und vor allem: die Notenbanken sind wieder Nettokäufer von Gold geworden.

    Derzeit passiert etwas, was 2001 nur die allerkühnsten Goldbugs erwartet haben: Notenbanken, Smart Money und eine kleinere Anzahl von informierten (oder ängstlichen) Privatanlegern investieren wieder in Gold.

    Abgesehen von einer amerikanischen Versicherung ist Big Money noch nicht mit dabei und dump money sowieso nicht.

    Jetzt das Ende der Goldhausse auszurufen ist Quatsch.

    Eines ist sicher: jeder, der 2001-2002 bei Gold eingestiegen ist, darf sich freuen.
    Aber ganz ehrlich:
    Wer steigt schon immer zum besten Zeitpunkt ein? Niemand.

  • Ich nehme mal einen ganz realistischen Case:

    Anhand der Prägejahre der Münzen von meinem Opa kann ich erkennen, dass er kurz vor seinem Tod in den Jahren 1993-96 nochmal viele Münzen nachgekauft hat, was sicherlich nicht falsch war: ihm erschien der Preis sicherlich billig und er wollte sicherlich auch gerne was vererben.

    Jetzt mal durchrechnen:
    Im Januar 1994 stand Gold bei 370 Dollar Spot Preis.
    Das waren damals beim Kurs 1,55 DM zu 1 Dollar dann:
    1 Unze für 573DM bzw. 294,10 Euro



    http://www.test.de/themen/geld…nsniveau/1097777/1097777/

    Ich habe anhand dieser Grafik mal die Zinssätze aus dem betreffenden Zeitraum genommen:
    Bundesschatzbriefe und Anleihen:

    1994

    294,10 €

    6,80%

    1995

    314,10 €

    6,50%

    1996

    334,52 €

    5,50%

    1997

    352,91 €

    5,00%

    1998

    370,56 €

    3,80%

    1999

    384,64 €

    3,70%

    2000

    398,87 €

    4,00%

    2001

    414,83 €

    5,50%

    2002

    437,64 €

    5,00%

    2003

    459,52 €

    3,50%

    2004

    475,61 €

    2,50%

    2005

    487,50 €

    2,50%

    2006

    499,69 €

    3,80%

    2007

    518,67 €

    5,00%

    2008

    544,61 €

    3,00%

    2009

    560,95 €

    1,50%



    Wer im Jahre 1994 die 294 euro, die eine Unze gekostet hat, beiseite genommen hätte und sie in Bundesschatzbriefen und Anleihen investiert hätte, wäre heute bei 560.95 euro.

  • Um einen wirklich realistischen Case auszurechnen, muss man aber WIRKLICH realistisch sein: Mein Opa musste nämlich 1994 auf die Münzen Mehrwertsteuer zahlen:
    Das waren 1994 etwa 13%
    http://de.wikipedia.org/wiki/Umsatzsteuer_(Deutschland)#Entwicklung_der_Umsatzsteuers.C3.A4tze_und_des_Umsatzsteueraufkommens

    d.h. eine Unze Gold Spot-Preis hätte ihn inkl MWst 332,22 euro gekostet.
    (Den „Münzaufpreis“ oder die Provision der Banken lasse ich mal weg und tue so, als seien Münzaufpreis und Bankenprovision gleich geblieben).

    Die 332,22 euro aus dem Jahre 1994 wären inkl. Zinsen bis 2009 zu 633,65 euro geworden.

    Wie hoch ist also der Vorteil den mein Opa, der Goldbug gegenüber einem Null-Acht-15-Rentenanleger 2009 hätte:

    Beim Kurs von heute morgen( das waren 680 euro pro Unze) wäre der Preisvorteil für meinen Opa 46 Euro bzw. 6,8%


    Da kann es zwei Betrachtungsweisen geben: Wenn man nichts weiter gemacht hätte, als 1994 Gold in der Bank zu kaufen, dann hätte man von 1994 bis jetzt eine bessere Performance gehabt, als ein Mix aus deutschen Anleihen und Bundesschatzbriefen.
    Ein Stück Metall im Sparstrumpf hat also mehr gebracht als dieser ganze Anleihemarkt.

    Andererseits: wer bis 2009 mit seinem Geld konventionell gearbeitet hat und nun in den Goldmarkt geht, der geht realistisch mit 5-10% Nachteil gegenüber „Erstinvestoren“ in den Markt.

    Klar: es gibt Menschen, die wirklich zum tiefsten Zeitpunkt kaufen.
    Aber nicht viele.
    Und die meisten habe eine Position, von der sie viel erzählen, in 2001 erworben.
    Aber auch noch ein paar andere in 1998 und 2005.

    Selten wird so viel gelogen, wie bei den Zeitpunkten, wann man eine Position aufgebaut hat.

    Ich selbst habe bei meinen besten Aktieninvestments auch Positionen über 2 Jahre aufgebaut und über 2 Jahre abgebaut: den besten Zeitpunkt erwischt man nicht.
    Aber wenn man in der Sache richtig liegt, dann verkauft man zu Größenordnungen, die den Einstandskurs läppisch erscheinen lassen.

  • Ich glaube, irgendwann stand Tele Atlas auch mal kurzeitig unter 2 Eurom und ich habe mich geärgert, dass ich zu diesem Zeitpunkt kein Cash hatte und später zu 2,2 euro gekauft habe.
    Meine Verkaufskurse lagen später zwischen 20 und 30 euro.
    (und genau 1 Woche, nachdem ich alles verkauft hatte, kam die Meldung, dass Tom Tom ein Übernahmeangebot für Tele Atlas macht. Da ging die Aktie noch mal steil nach Norden).


    Extrem ungerne denke ich an meine erste Kaufposition: die war bei 5 euro, das war auch der Buchwert der Aktie.
    (Glücklicherweise war ich nicht beim Börsengang von Tele Atlas dabei, der Ausgabepreis war typisch new economy sehr sehr hoch)


    Manchmal erinnert mich das Goldforum hier an das Forum von Wallstreet online 2002:
    Da waren dutzende Zocker, die allesamt von der grandiosen Zukunft der Navigationsgeräte überzeugt waren und täglich mit einem Ausbruch der Tele Atlas aktie rechneteten.
    Sie hielten es einfach für absurd, dass der Weltmarktführer für digitale Karten ein Penneystockdasein führte – und noch schlimmer, dass die Aktie immer weiter verlor.


    Es gab täglich News und nervenaufreibende Diskussionen.
    Ich habe das später nicht mehr verfolgt: bis irgendwann mein Depot explodiert ist und Tele Atlas von 2,5 auf 7 euro, später auf 15 euro stieg.
    (ich hatte damals keine Zeit mehr für Aktien und habe nie rausbekommen, warum die Aktie stieg. Ich glaube, die sind in einen wichtigen Index gekommen, TecDax oderso.)


    Natütlich kann man das ehemalige Weltgeld Gold nicht mit einer Highflyer Aktie vergleichen.
    Aber wenn man bei Kostolany nachließt, wie sich eine echte Aktienhausse anfühlt (z.B. die Hausse der Eisenbahnaktien im 19. Jh, der Boom von 1928/29), den dotcom Boom kannte oder bei Jim Rogers nachliest, wie sich der Rohstoffboom in den 60ern angefühlt hat,
    dann weis man:
    Das, was wir beim Gold derzeit gesehen haben, ist noch gar keine richtige Hausse.


    Es kann natürlich sein, dass es gar keine Goldhausse gab,
    d.h. dass eigentlich inflationsbereinigt es nur nach dem Tiefpunkt eine Korrektur gab und
    Leerverkäufer sich wieder eindecken mussten,
    (ist beiAktien üblich).

  • Derzeit befindet sich eine Menge Gold schon in zittrigen Händen: d.h. bei kurzeitig heftigen Ausschlägen nach unten, kann es zu Panikverkäufen von Spekulanten kommen, die auf gehebelten Longs sitzen.

    Aber langfristig, ist der Goldmarkt so was von Bullish.
    Ich weis gar nicht, womit ich das vergleichen soll:

    Gold ist ein Rohstoff, der nicht Pleite gehen kann und als ehemaliges Weltgeld es ist der Blue Chip einer vergessenen Generation.

    Aus zahlreichen Gründen, die man hier im Forum nachlesen kann, steigt die Bedeutung des Goldes stetig und es findet immer neue Käufer.

    Das Gold hat Gegner, wie man sie noch nie gesehen hat: Notenbanken, Staaten, Finanzminister. Und von daher ist der (Wieder)Aufstieg des Goldes schon mit einem gewissen Kribbeln verbunden. Das ist kein sicheres Ding.

    Aber die Fundamentals sind so erdrückend, dass ich beim Gold kein bedeutendes Rückschlagspotential erkennen kann.

    Der einzige echte Feind des Goldes sind hochverzinste Staatsanleihen.
    Und wenn jetzt die Zinsen so hoch steigen würden, wie in den 90er Jahren,
    dann wären alle Staaten pleite:

    Bundesrepublik: 1600 Mrd Schulden, macht bei 9% Zinsen eine jährliche Zinslast von 144 Mrd Euro. Das ist mehr als 50% des Bundeshaushalts.

    http://www.test.de/themen/geld…nsniveau/1097777/1097777/

    Genau: Mehr als 50% des Bundeshaushalts für Zinsen. Bei 15% Zinsen gerne auch noch mehr.

  • Oftmals wird in der Presse erwähnt, dass Gold in den 80ern trotz hoher Inflation nicht von der Inflation profitieren konnte. Presse-Journalisten meinen, dass Gold sicherlich ein guter Inflationsschutz ist, dass Gold aber nicht immer gegen Inflation geholfen hat.


    Antwort: Schlüssel sind die Zínsen: In den 80ern waren die Zinsen so hoch, dass es lukariv war, in Staatsanleihen zu investieren und damit der Inflation zu trotzen.


    Die derzeitige Staatsverschuldung von Frankreich und Deutschland ist so hoch, dass bei Zinssätzen wie in den 80ern die Staaten sofort pleite wären.


    Unabhängigkeit hin oder her: auch Herr Trichet hat einen Taschenrechner und wird die Zinsen nicht soweit erhöhen, dass Deutschland und Frankreich pleite gehen.


    An dieser Stelle will ich die Sache mal beenden:
    Gute Gründe, Gold zu besitzen, wurden hier schon genug erörtert.


    Ums noch mal kurz zu machen: ich habe schon viele Investments gesehen:


    Und ich würde sagen, Gold ist in einem Major Bull market. Und die dritte Phase, hat gerade seit ein paar Tagen begonnen.


    Wer derzeit aus dem Geldmarkt oder Anleihemarkt in Gold wechselt, hat realistisch kaum mehr als 5-15% der Hausse verpasst.


    In einem gemässigten Szenario wird Gold über die Jahre mindestens so viel wie der Anleihemarkt abwerfen. Und wenn so ein zwei Dinge, mit denen ich rechne, eintreffen, dann steht uns beim Gold noch richtig was bevor.


    Gold, das ist:


    die Sicherheit einer Anleihe mit der Chance einer Aktie,
    kein Counterpart-Risiko,
    Goldbarren sind anonymer und sicherer als ein Konto bei einer erpressbaren
    Lichtensteiner Bank,
    gleichzeitig der Trend zu langen Haussen, der bei Rohstoffen typisch ist,
    gleichzeitig eine erkennbar größere Nachfrage als Angebot


    Gold ist wohl DAS Investment der kommenden 10 Jahre. Die Hausse hat gerade erst begonnen.



    Wie sagte Voltaire sinngemäß?: „Es ist schwierig, wenn man in einer Sache richtig liegt, aber der Staat falsch lieht.“
    Von daher gilt: Gold ist ein tolles Investment. Aber todsischere Investments gibt es nicht.


    ich könnte mir noch vorstellen, dass auch Goldinvestoren ähnlich viel Mut beweisen müssen wie Aktienspekulanten.
    (In jedem Fall würde ich Gold vorsichtshalber anonym kaufen.)


    Wie schrieb Gburek in seiner Kolumne kürzlich: „Egal was passiert: halten sie Ihre Edelmetallinvestments fest wie ein Panzer“.

  • Ich bin zweimal bei Aktien ausgestiegen, als es zu früh war oder zumindest der falsche Zeitpunkt war, und hab Geld verloren, einmal 20% :( .
    Obwohl ich nicht so der wirkliche Goldfetischist bin, kann mir das bei Gold nicht passieren, weil ich mir das seit 20 Jahren in kleinen Häppchen aufgebaut habe.
    Der Durchschnitt ist besser als ich es je geträumt habe, und trotzdem hab ich ein Gefühl, das mir sagt, dass ich vielleicht doch verkaufen sollte.


    Aber ich tus nicht. Das können meine Kinder dann mal tun.

    Wenn man mir schon nicht das Wasser reichen kann, dann reicht mir wenigstens den Wein.

    3 Mal editiert, zuletzt von hegele ()

  • Doktorchen..immer noch die fiskalischen Belastunden mitzählen...und die Vermögenssteuer und Depotgebühren.


    cu DL

    Gold/Anleihe-Rechnung:


    Stimmt.
    Ich habe noch nie im Leben Depotgebühren gezahlt, aber in den 90ern gab es noch welche.
    Bei den Steuern gabs früher noch richtig hohe Freibeträge. Als die wegschmolzen, konnte man allerdings 50% der Steuern mit den Low Coupon anleihen sparen.
    Da war die Hälfte des Gewinns steuerfreier Spekulationsgewinn.
    Wobei der Vergleich hoffentlich dennoch zeigt, dass das Wettrennen zwischen Anleihebesitzern und Goldbesitzern zwischen 1994 und 2008 fast gleich ausgegangen ist.
    Wer nur auf den Goldchart (in Dollar) 2001-2009 schaut, der glaubt, dass beim Gold schon alles gelaufen ist.

  • Der einzige echte Feind des Goldes sind hochverzinste Staatsanleihen.
    Und wenn jetzt die Zinsen so hoch steigen würden, wie in den 90er Jahren,
    dann wären alle Staaten pleite:


    Bundesrepublik: 1600 Mrd Schulden, macht bei 9% Zinsen eine jährliche Zinslast von 144 Mrd Euro. Das ist mehr als 50% des Bundeshaushalts.


    Die Einzige legale Möglichkeit den steigenden Goldpreisen Einhalt zu gebieten sind steigende Zinsen. Dies führt zwangsläufig zu einer sich immer mehr verstärkenden Inflation an deren Schluß die Vernichtung unseres legalen Falschgeldes (Papiergeldes) steht.


    Es gibt auch illegale Methoden welcher sich die Staaten bedienen könnten: Goldverbot &Co....


    gruß vom silberjäger

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