Eurostat: Griechisches Staatsdefizit steigt 2010 auf 22% des BIP

Eurostat: Griechisches Staatsdefizit steigt 2010 auf 22%

„Nach Angaben des europäischen Statistikamtes wurde nach Durchsicht der griechischen Originaldokumente das griechische Staatsdefizit für den Zeitraum April bis Juli mit hochgerechnet 21,2% des Bruttoinlandsproduktes berechnet. Für das Gesamtjahr 2010 rechnet der Leiter der Behörder, der Belgier van Gruyter, mit einem Staatsdefizit von knapp über 22 Prozent des BIP.“
Die Nachricht aus Luxembour schlug am frühen Morgen wie eine Bombe ein, wurde doch relativ klar, dass Griechenland zusätzliche finanzielle Hilfen der EU-Partner benötigt – oder noch in diesem Jahr eine Restrukturierung seiner Staatsschulden in Angriff nehmen muß.“
Stopp! Die Meldung ist falsch.
Falls irgendjemandem gerade das Blut in den Adern gefroren ist und er das dringende Bedürfnis gespürt hat, seine Euros gegen Gold und Schweizer Franken zu tauschen, dann stimmt mit Deiner Gesamteinschätzung der Lage etwas nicht.
Denn obwohl die Meldung pure Fiktion ist: so was ähnliches könnte täglich aus dem Ticker kommen. Und eigentlich sollte jeder auf sowas vorbereitet sein.

Es ist kaum zu fassen. Obwohl die Griechenland-Krise genau so begann, mit einer Korrektur des griechischen Staatsdefizits und einer Korrektur von falschen an Eurostat gelieferten zahlen, trotzdem hat Eurostat bis heute nicht die Original-Dokumente gesehen.

http://diepresse.com/home/wirt…rnational/593201/index.do

So lautet die echte Meldung:
Das Land hat laut Eurostat noch nicht alle Dokumente über seine versteckten Schulden offengelegt. „Wir haben die richtigen Dokumente noch nicht gesehen“, sagte Walter Radermacher, Chef des EU-Statistikamts Eurostat.

Was mich besonders stutzig macht:

Das europäische Bailout Paket für Griechenland war ja angeblich so bemessen, dass Griechenland drei Jahre lang vom kapitalmarkt „runtergenommen“ ist, d.h. dass es sich 3 Jahre lang ohne Kapitalmarkt finanzieren kann.

Aha. Und warum hat Griechenland trotzdem wieder versucht, den Kapitalmarkt anzuzapfen?
Es waren zwar nur absolute Kurzläufer, die Griechenland platzieren konnte:
Aber wenn ich es recht erinnere, waren es so ca. 2 Mrd euro, die Griechenland zusätzlich zum Bailout Paket sich an den Märkten geholt hat. Was ist mit diesem Geld passiert?

Und wenn Griechenland durchfinanziert ist und voll nach Plan den Haushalt konsolidiert, warum erstattet Griechenland dann den Händlern nicht die fälligen Mehrwertsteuern?

Auch bei anderen Pleite-Kandidaten wie Ukraine ist es schreckliche Normalität, dass der Staat zwar seine Steuern eintreibt, aber Bürgern und vor allem Gewerbetreibenden die Steuern nicht erstatttet.
In der Ukraine wurde in diesem Jahr sogar ein „VAT Bond“ nur zu dem Zweck aufgelegt, um Gewerbetreibende auszuzahlen. Statt Bargeld bekamen Gewerbetreibende „VAT Bonds“, die sie (mit Abschlag) an den Märkten an risikofreudige Investoren verkaufen können.

Eines ist zumindest in den vergangenen Monaten gelungen: Griechenland wurde aus den Schlagzeilen gebracht.

Zitat von Rhöngold

@Dr_M

€ 1,30
Gold 1272 $
Umalufrendite fährt seit Tagen Acherbahn

Es knirscht offensichtlich gewaltig im Gebälk der Finanzkathedralen.
Wie ist deine Schlußfolgerung zu den aktuelen Anomalien ?

eines ist klar, der einzug der angst begann mit der bankrotterklärung der fed vor ein paar wochen. da wurde vielen anlegern klar, dass die fed ihr pulver verschossen hat,
seitdem hat die nervosität an den märkten dramatisch zugenommen.
ich habe heute endlich mal wieder zeit gehabt, mich durch die statistiken zu ackern und wie es aussieht, geht in griechenland eine ganz große sauerei ab.
ich will mir das in den nächsten tagen nochmal genau ansehen, ausdrucken und dann einen artikel dazu schreiben, aber wenn es so ist, wie es auf den ersten blick scheint,
dann verschafft sich griechenland derzeit auf eine weise liequidität, gegen die alle früheren betrugsversuche ein kindergeburtstag waren.
ich musste nicht lange suchen, von daher gehe ich mal davon aus, das die datencruncher bei den hedge fonds auch wissen was los ist.
durch die daten der u.s. trasury müsste man sich auch mal wieder durchwühlen, da bin ich derzeit nicht mehr up to date.

in den kommenden 12 monaten liegen außerdem so viele refinanzierungen an, dass stress vorprogrammiert ist.
natürlich sind die probleme in den usa größer, aber in europa sind die regierungen zerstritten und das personal ist drittklassig, die regierungen können kein eigenes geld drucken
von daher würde ich tippen, dass an der europäischen südachse eher was passiert als in den usa.
über china und japan wissen wir zu wenig, da kann es sein, dass irgendwas aus dem ticker kommt, was uns alle völlig überrascht.

Zitat von bettelmann

Tolle (vorläufige) Zusammenfassung Doc.

Aber müsste das dann nicht auch gleichzeitig bedeuten, dass Deutschland dann die Garantien leisten müsste, bzw. wir dann automatisch als Hauptzahler für Siechenland einspringen?

Oder wäre dann der Euro vorzeitig beendet?

Fragen über Fragen ... wundern würde es mich zumindest nicht.

Gruss

bettel

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der Sinn der deutschen garantie und auch der Garantie der anderen eu-länder ist ja eben gerade, dass das vertrauen in die "Anlageform" Staatsschuld erhalten bleibt.

deutschland konnte griechenland nur dank KfW finanzieren: die Kfw kann dank fractional reserve banking geld aus dem Nichts erschaffen.
http://www.handelsblatt.com/po…ld-es-werde-krise;2386105

bei einem normalen kredit wird der kredit als sicherheit mit einer Immo oder einer fabrik unterlegt, bei der griechenland garantie wurde der kredit mit einer staatsgarantie unterlegt.

in dem moment, wo diese fällig würde, müsste deutschland an den märkten SOFORT mehr Zinsen zahlen, d.h. die Bundesfinanzagentur hätte "griechische Wochen" und bald zweistellige Zinssätze.

in dem moment, wo die Finanzierung an den Märkten prekär wird, greift der staat dann in die Taschen der Bürger und Firmen bzw. schränkt ausgaben ein.
und da bin ich mal echt gespannt, wie das aussieht, wenn in deutschland der MWSt satz auf 25 % erhöht wird, um damit Griechenland zu finanzieren.

Kuba hat, statt sich an den Märkten mit 11-12 % zu finanzieren, alle westlichen Devisenkonten in Kuba beschlagnahmt.
wichtige Firmen, von denen man noch was will , bekommen stück für stück ihre Gelder zurück.
Kuba brauchte das Geld, um Lebensmittel zu kaufen: und da war die angst vor einer Hungerevolte offenbar größer als die Furcht vor den Drohschreiben
der Anwälten der Enteigneten Geschäftsleute.

in guten zeiten wiederspiegelt der zinssatz auf staatsanleigen nur die angenommene inflationsrate. in schlechten zeiten wird es für den staat eng,
da er kein Business Model hat, um 10% Rendite zu erwirtschaften.

Was Deutschland betrifft: Deutschland wird den Süden nur so lange finanzieren, wie das dank mini zinsen an den Kapitalmärkten möglich ist.
steuererhöhungen um den Club Med zu finanzieren wären nicht durchsetzbar.

Wenn Geldbesitzer einer Finanzierung der Staaten negieren und dafür die EZB "einspringt" und mit neuem Geld die Staaten finanziert,
dann hätte das zur Folge, das die Geldbesitzer aus dem Geld rausgehen.

ein stück weit haben wir das schon: pfandbriefe sind am markt bei den mini zinsen nicht abzusetzen, statt dessen werden sie bei der ezb hinterlegt
und die banken beommen dafür zentralbankgeld.

Zitat von Archie-Verschnitt

Der Titel "Griechisches Staatsdefizit steigt 2010 auf 22%" ist so
unpräzise, dass ich gleich wusste, dass dieser Faden Quatsch ist.

Er hätte steigen können u m 22% gegenüber wann oder was.
Oder auf 22% der zu erwartenden Anzahl der Beiträge hier zum
Thema !

Nachts ist es kälter als draußen !

Grüße

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habs korrigiert: staatsverschuldung und defizit wird üblicherweise in Prozent des BIP angegeben.
Ist zwar eigentlich nicht ok, da sich ein Teil des BIP der Besteuerung entzieht, aber Usus.
Griechenland zählt übrigens seit mehreren Jahren auch Umsätze aus Prostitution, Drogenhandel und Geldwäsche bei BIP dazu,
um das BIP zu vergrößern.

Zitat von Archie-Verschnitt

Sind die Griechen nicht schon lange bei über 100% des BIP ?

D ist ja schon fast bei 100% !

Grüße

Bei 115% sind sie derzeit:

22.04.2010 11:34
Eurostat revidiert griechisches Staatsdefizit 2009 auf 13,6%

DJ Eurostat revidiert griechisches Staatsdefizit 2009 auf 13,6%

LUXEMBURG (Dow Jones)--Das griechische Staatsdefizit ist im vergangenen Jahr noch höher gewesen als bisher angegeben. Wie die europäischen Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag im Rahmen einer ersten Veröffentlichung mitteilte, belief sich das öffentliche Defizit Griechenlands auf 13,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Bislang hatte die Regierung in Athen das Staatsdefizit für das vergangene Jahr mit 12,9% des BIP angegeben, nachdem die neugewählte griechische Regierung Ende 2009 die Vorhersage für das Staatsdefizit auf 12,7% verdoppelt hatte. Später war diese Angaben auf 12,9% korrigiert worden.

Im Jahr 2008 hatte das griechische Staatsdefizit Eurostat zufolge bei 7,7% des BIP gelegen und 2007 bei 5,1%. Der Schuldenstand Griechenlands stieg nach Angaben der europäischen Statistikbehörde 2009 auf 115,1% des BIP von 99,2% im Vorjahr.

Die Statistikbehörde meldete zudem Vorbehalte gegenüber der Qualität der gemeldeten Daten von Griechenland an, was mit Unsicherheiten beim Überschuss der Sozialversicherung für das Jahr 2009, der Klassifizierung von einigen öffentlichen Einrichtungen sowie der Erfassung von Swap-Geschäften begründet. Diese könnten zu einer Revision für 2009 in einer Größenordnung von 0,3 bis zu 0,5 Prozentpunkt beim Defizit führen.

DJG/sgs/apo

(END) Dow Jones Newswires

Zitat von Archie-Verschnitt

Sind die Griechen nicht schon lange bei über 100% des BIP ?

D ist ja schon fast bei 100% !

Grüße

mit der großen griechenland recherche wird es leider nichts, ist zeitmässig derzeit nicht zu schaffen.

ich versuche es mal ganz in kürze: es gibt offizielle statistiken über kreditvolumina und emissionsvolumina,
da kann man sehen wer sich wo verschuldet: deutchland, griechenland, banken, firmen, privatpersonen

in griechenland ist in den letzten 6 monaten die verschuldung erheblich gestiegen. während in dem meisten anderen ländern die gesamtverschuldung von staat, firmen, privatpersonen eher sank,
ging es in griechenland steil rauf.
der staat war es nicht, das konnte man erkennen.
aber in irgendeinem "sonstige" bereich und bei privaten Nicht-Immo und Nicht-Konsumkrediten ging es steil hoch.
die dimension reichte, um für das ganze land deutlich tiefer zu verschulden,

das erinnert an spanien: die spanier zahlen keine esa beiträge mehr, sondern bitten die esa als unverdächte europäische weltraumorganisation, sich zu verschulden und die spanischen beiträge zu stunden.
für griechenland würde ich sagen: irgendwo haben die griechen wieder einen zugang zum perpetuum mobile der kreditgeld erschaffung gefunden,
leider weis ich noch nicht wo und wie.

ich konnte das alles leider nicht genau untersuchen, aber der erste eindruck spricht ganz dafür, dass wir in den kommenden 6-12 monaten wieder "griechische wochen" bekommen.