Platin: Märkte und Informationen

  • Mein Verhältnis zu Platin ist derzeit etwas zwiegespalten.


    Ich hatte im letzten Jahr zu noch relativ günstigen Preisen (ca. 700 € netto) einiges erwerben können, wobei ich jedoch nicht davon ausgegangen war, dass sich der Preis in dieser Geschwindigkeit erholen dürfte. Bei der heutigen Bewegung hätte ich zuerst eine "Sicherheitssubstitution" institutioneller Investoren (von Pd in Pt) vermutet, jedoch steigt Palladium gleichermaßen stark.


    Was die Thematik der Brennstoffzellen betrifft, ist eine Lebensdauer von 1500 Stunden vermutlich ausreichend, sodass eine Amortisation bereits bei einer zumindest einigermaßen signifikanten preislichen Differenz zwischen Platin und einem Substituenten sinnvoll wäre.
    Der durch @Palatin kommentierte Artikel ist hiervon abgesehen bereits einige Jahre alt, die Welt dreht sich weiter. Die praktische Einsatzfähigkeit von Nicht-Platin-Kats im Bereich von Brennstoffzellen ist mittlerweile bereits deutlich gestiegen, exemplarisch sind Nickel- und Kobaltkatalysatoren.


    Insofern: Die langfristige Platinnachfrage sieht relativ düster aus, sofern kein neuer industrieller Prozess aufgetan wird, welcher für eine relativ konstante, schwer substituierbare Platinnachfrage sorgt.


    Interessant wäre der reale Break-Even südafrikanischer Platinminen, um die Elastizität der Platinförderung gegenüber dem Preis abschätzen zu können.


    Warum ich trotz der objektiv schlechten Lage relativ stark in Platin investiert bin, kann ich mir selbst wohl nur mit einer relativ ausgeprägten kognitiven Dissonanz beantworten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und Platin bei 700 € sieht einfach unvernünftig aus...

  • ich glaube ich habe die Frage schon mehrmals gestellt:
    warum wird Platin ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der (Auto)Industrie gesehen ?
    Platin ist viel mehr als nur das
    Die Frage der Überlebenschancen der Minen in Südafrika ist gerechtfertigt

    Die Nachfrage der Autoindustrie ist ein entscheidender Faktor für den Platinpreis.
    Sollte die Platin-Nachfrage der Autoindustrie dauerhaft gering bleiben, ist kaum vorstellbar, welcher andere Sektor das dann entstehende Platin-Überangebot aufnehmen könnte.
    Die Autoindustrie ist also wirklich zentral wichtig für den Preis von Platin, das nicht von Ungefähr häufig ja auch als Industriemetall bezeichnet wird.


    Der einzig relavante Treiber des Platinpreises ist die Autoindustrie aber dennnoch nicht:
    Der momentane Preisanstieg ist meines Erachtens nicht durch Industrienachfrage, sondern primär durch Spekulation getrieben.
    Bei den jüngsten Preisanstiegen, insbesondere von Palladium und Rhodium, wird Platin einfach mit hoch gezogen; das Ratio sieht doch schließlich attraktiv aus.
    Auch im Verhältnis zu Gold sieht das Ratio verlockend aus. Einige Anleger, die eigentlich Gold wollen, kaufen deshalb Platin, in der Hoffung es später gewinnbringend gegen Gold tauschen zu können.
    Wie lange dieser "Trittbrettfahrer-Effekt" anhält, bleibt abzuwarten - ist bei Silber übrigens das Gleiche!


    Sollte sich das Platin-Angebot dramatisch verknappen, bspw. aufgrund politisch-militärischer Unruhen, langen Streiks, langem Stromausfall, oder ähnliches, würde der Preis natürlich auch steigen.
    Dies gilt bei Angebotsverknappung nun allerdings für alle Rohstoffe und man könnte somit genau so gut auf eine globale Schweinepest-Epidemie oder desaströse Kaffee-Missernten wetten.

  • ""Ohne Zunahme im Investmentbereich hat Platin in 2020 ein Angebotsüberhang.
    Vielleicht sind die Prognosen zu pessimistisch.""


    Aähmm...
    ich sehe da in der Liste deus ex machina Investment nur noch 525 gegenüber 1200 im letzten Jahr...aus welcher Kristallkugel haben die den Wert für 2020 gezogen?
    Mal eben 675 K Unzen "unterschlagen" bringt natürlich sogar ohne Investment Zunahme ein Minus (=Surplus) von ...ehemmmm ca. 675 K Unzen...????
    Bei gleich bleibendem Investment aus 2019 für 2020 haben wir da also 675 mehr Bedarf statt gesamt 785 Plus Unzen...damit dann total nur 110k Unzen "zuviel" Überhang, klingt schon besser ......und aus Gesamt +670 Balance würden dann -5 K Unzen....
    Und was, wenn der Investbedarf dann plötzlich weiter steigt....?

  • Ich halte Platin weiterhin für günstig und werde sporadisch meine Bestände erhöhen, so oft gab es das in der Geschichte noch nicht, dass Platin günstiger als Gold war. Abgesehen davon sind die Förderkosten viel höher. Im Moment wird das durch die Mischkalkulation aller Platinmetalle überdeckt, aber Palladium wird sich irgendwann mal wieder auf ein normales Niveau begeben. Man muss halt einen langen Atem haben.

    »Deutschland ist ein Irrenhaus. Könnte man die Bundesrepublik überdachen, wäre es eine geschlossene Anstalt.« Henryk M. Broder

  • Ich halte Platin weiterhin für günstig und werde sporadisch meine Bestände erhöhen, so oft gab es das in der Geschichte noch nicht, dass Platin günstiger als Gold war. Abgesehen davon sind die Förderkosten viel höher. Im Moment wird das durch die Mischkalkulation aller Platinmetalle überdeckt, aber Palladium wird sich irgendwann mal wieder auf ein normales Niveau begeben. Man muss halt einen langen Atem haben.

    Nehmen wir Gold als Maßstab (100%) , so ist Platin 90% so häufig und Palladium sogar nur 50% so häufig.
    Gehen wir also nach der Seltenheit der Metalle müßte Platin 110% vom Goldpreis und Palladium sogar 200% vom Goldpreis wert sein. Tatsächlich kostet Platin nur 2/3 vom Goldpreis, sollte also noch Aufwärtspotential da sein.

  • Nehmen wir Gold als Maßstab (100%) , so ist Platin 90% so häufig und Palladium sogar nur 50% so häufig.Gehen wir also nach der Seltenheit der Metalle müßte Platin 110% vom Goldpreis und Palladium sogar 200% vom Goldpreis wert sein. Tatsächlich kostet Platin nur 2/3 vom Goldpreis, sollte also noch Aufwärtspotential da sein.

    aber so werden diese Metalle ja nie an den Märkten bewertet
    Die Märkte untertreiben oder übertreiben, aber ein zwischendrin gibt es nie

  • Man muss halt einen langen Atem haben.

    das ist bei jeder Edelmetallanlage das Allerwichtigste - man sollte nur das Geld einsetzen, das man wirklich über hat.


    Wer will, kann mit sogenanntem "Angsthasensilber" anfangen..... also Silbermünzen mit Nennwert und ohne Aufschlag. Wer genug davon hat, kauft physisches Gold. Und wer genug oder zu viel davon hat, geht in Platinmetalle...... natürlich auch wieder physisch.


    Denn nur Bares ist wahres.


    Und Geld ist kein objektiver Wertmesser. Schwankungen der Warenpreise zueinander (sog. "Ratios" sind dies schon eher).


    So in etwa würde jemand, der vernünftig ist und das unkalkulierbare (systhemische) Risiko scheut und keine Lust hat, sich abzocken und versklaven zu lassen, die Sache angehen.


    Nur das, was Du wirklich besitzt, macht Dich frei.


    Und genau um Freiheit geht es sich.


    Z.B. um die Freiheit, nach einer Währungsreform (= vorherige entschädigungslose Enteignung Deiner Lebensersparnisse) nicht bei diesen Drecks-Staat um Sozialhilfe (=Almosen) betteln gehen zu müssen........

  • "Menge" ist relativ, denn wer braucht oder verbraucht Gold....
    Von daher ist Platin viel seltener und wird beim Benutzen auch verbraucht, grad aus Kats verschwindet es in die Umwelt....
    Man gehe da eher von den oberirdischen Beständen oder bekannten Resourcen aus und siehe da, was wäre Platin dann wert im Vergleich zu Gold???


    Oder was ist ein Schluck Wasser wert in der Wüste?

  • "Menge" ist relativ, denn wer braucht oder verbraucht Gold....
    Von daher ist Platin viel seltener und wird beim Benutzen auch verbraucht, grad aus Kats verschwindet es in die Umwelt....
    Man gehe da eher von den oberirdischen Beständen oder bekannten Resourcen aus und siehe da, was wäre Platin dann wert im Vergleich zu Gold???

    Das sind doch alles Milchmädchenrechnungen.
    Damit ignorierst du die völlig verschieden Einsatzzwecke und die daraus resultierende Nachfrage. Der Wert wird durch die Nachfrage bestimmt und die ist bei Platin eben weggebrochen.


    Gold ist davon unabhängig, da die industrielle Verwendung dort praktisch keine Rolle spielt.


    Gold ist Geld und daher primär dazu da, in irgendwelchen Tresoren rumzuliegen. ;)
    Zentralbanken haben Tonnen von Gold, aber kein einziges Gramm Platin. Solange das so bleibt, wird Platin ein Nischendasein fristen.


    Sollte sich eine neue industrielle Verwendung von Platin in großem Stil finden (Brennstoffzellen?), dann wäre eine Preisexplosion denkbar wegen des geringen Angebots.

  • <--das sind keine Milchrechnungen, sondern neutrale Fakten, die in die Betrachtung einfliessen sollten, um genau zu so einem Ergebnis kommen zu können, wie du es dann auch am Ende hast:
    " Sollte sich eine neue industrielle Verwendung von Platin in großem Stil finden (Brennstoffzellen?), dann wäre eine Preisexplosion denkbar wegen des geringen Angebots."




    vornehmlich ging es um Palatins "Aussage" der Wertbemessung:


    ""Nehmen wir Gold als Maßstab (100%) , so ist Platin 90% so häufig und Palladium sogar nur 50% so häufig.
    Gehen wir also nach der Seltenheit der Metalle müßte Platin 110% vom
    Goldpreis und Palladium sogar 200% vom Goldpreis wert sein.""


    (Wobei ich da sogar noch andere Vorkommens-Verhältnisse Pt/Pd 1 zu 6 im Kopf habe...)

    Gold wirft auch nach[s]18[/s] 23 Jahren noch immer keine Strafzinsen ab! :thumbup:
    Hobbyimker (Boardnachricht)
    Metallsammler + Alchemist


    Meine Bewertung: Knallsilber

  • Das Vorkommen mag ein Fakt sein, aber der Wert bemisst sich ja faktisch nicht daran, sonst wäre Platin nie so billig geworden.
    Für den Wert ist die Nachfrage entscheidend und die ist bei Platin zurückgegangen. Auch ein Fakt. ;)

  • Das Vorkommen mag ein Fakt sein, aber der Wert bemisst sich ja faktisch nicht daran, sonst wäre Platin nie so billig geworden.Für den Wert ist die Nachfrage entscheidend und die ist bei Platin zurückgegangen. Auch ein Fakt. ;)

    Da liegst Du ganz gewaltig falsch.


    Es muss heißen:


    Für den Wert Preis ist die Nachfrage entscheidend und die ist bei Platin zurückgegangen.


    Der Wert von etwas liegt immer nur in seinem Nutzen, niemals in seinem Preis.


    Deswegen schwanken Preise ja auch viel schneller und Heftiger, als Werte oder Anwendungen.



    Wer das verstanden hat, entsprechend unterscheiden und seine Erkenntnis frei von Weisungen Dritter umsetzen kann und dies auch tut, hat einen gewaltigen Vorsprung beim Handeln.


    Dies bedeutet:


    wenn also Platin bei Autokatalysatoren mindestens genau das alles kann, was Palladium auch kann, so ist sein Wert dem des Palladiums ebenbürtig oder gar überlegen.


    Und wenn es so war, dass man das damals teure Platin durch das damals billigere und häufigere Palladium ersetzt hatte, dann war das nur deswegen so, weil Kaufleute erkannt hatten, dass man den selben Wert, den Platin hat zum geringeren Preis des Palladiums einkaufen konnte. Das haben sie viele Jahre so getan.


    Nun aber hat sich die Situation verkehrt: das für die gedachte Anwendung Katalysator gleich- oder höherwertige Platin ist nun etwa halb so teuer, wie Palladium.



    Prognose:
    Und wenn es so ist, dass man heute mit dem wertvolleren und häufigerem, aber deutlich preiswerterem Platin das mittlerweile viel teurere (weil durch seinen Verbrauch seltener gewordene) Palladium ersetzten kann, dann werden Kaufleute das erkennen und nach anfänglichem Zögern genau dies auch umsetzen. Genau so, wie sie es vor vielen Jahren beim Palladium taten.



    Das ist in etwa so, als wenn eine Hausfrau gut abgehangenes, marmoriertes Rinderfilet vom argentinischen Angus-Rind zum Preis vom Schweineschnitzel kaufen könnte........


    Was glaubt ihr wohl, was sie kaufen wird?


    Und was glaubt ihr wohl, was passiert, wenn ihr Mann das Angebot sieht und er ein Schweineschnitzel vorgesetzt bekommt..... Beim ersten mal sagt er noch: Liebes, beim Metzger ist Rinderfilet im Angebot, das ist leckerer, besser und günstiger, schau doch mal.....


    Beim zweiten Mal dürfte er deutlicher werden; möglicher Weise landet das Essen dann nicht mehr im Magen.


    Wenn er nach dem zweiten Mal das Angebot erneut sieht, kauft er selbst. Und gewiss keine kleinen Mengen, er isst dann nur einen Teil, lässt das, was nicht gegessen wurde, einfrieren und zeiht es seiner Gattin vom Haushaltsgeld ab. Und gewiss nicht den Preis des Filets, sondern den des Schnitzels. Damit sie endlich lernt zu funktionieren und den Wert seines hart erarbeiteten und damit wertvollen Geldes zu schätzen.....


    Den so erzielten "Gewinn" wird er für sich zu verwenden wissen....


    Genau so funktionieren Märkte.

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